Leseproben

Auszug aus dem 2. Kapitel:

"Böhse Anwältin"

Heute Abend ist es endlich wieder so weit: die Gewerkschaft der Polizei lädt zur »Blaulichtparty« ins P1. Diese legendären Partys sind eigentlich den Angehörigen von Blaulichtberufen vorbehalten, wozu Anwälte ja eigentlich nicht gehören, sondern die wahren Helden des Alltags wie Polizisten und Feuerwehrmänner. Manchmal ist es echt frustrierend, wie schlecht das Image unseres Berufstandes ist. Mal ehrlich, hat schon mal jemand erlebt, dass bewundernd oder ehrfürchtig von Anwälten gesprochen wird? Eben! Wir sind gezwungenermaßen Erbsenzähler, kosten viel Geld und können die emotional oder finanziell schwierige Situation des Mandanten manchmal erst nach jahrelangen, zermürbenden Gerichtsprozessen ändern, und dann oft auch nur ungenügend. Außerdem gehören Sport und (nonverbale) Nahkampftechniken nicht zu unserer Ausbildung, und Bereitschaftszeiten, in denen man sich körperlich ertüchtigen könnte, ebenso wenig. Was man den meisten unserer Spezies leider auch ansieht. Die Jungs mit den dicken Muskelpaketen sind dann auch leicht als Polizeibeamter/Feuerwehrmann auszumachen, während die anderen mit hoher Wahrscheinlichkeit der Justiz zuzuordnen sind oder eben zur Gruppe der eingeschmuggelten Anwaltskollegen. So wie ich. Soeben habe ich mit Anna eine Runde über das gesamte Gelände gedreht und das umgebaute P1 inspiziert.
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Auszug aus dem 5. Kapitel:

"Syltgirl"

Leotine und ich erreichen am frühen Abend DIE Insel. Während der ganzen Fahrt quatschen wir und hören laut Musik. Natürlich singen wir mit, wo wir nur können. Einen wilden Mix von »Drei Männer her« von Ina Müller über den »Tag am Meer« von den Fantastischen Vier bis hin zu aktuellen Songs aus dem Radio. Und natürlich muss es auf dem Autozug mein absoluter Lieblingsinselsong »Meer sehn« vom Jungen mit der Gitarre sein. Man spürt dabei quasi schon den Wind, schmeckt die salzige Luft und hört die Wellen rauschen. Wir sind bei Leotines Großtante in Wenningstedt in einem kleinen Appartement unterm Dach untergebracht. Schnell packen wir unsere Siebensachen aus und spazieren los, um dem Meer guten Abend zu sagen. Es sind nur wenige Schritte, dann sind wir schon an den Dünen. Die Heckenröschen blühen wunderschön in tiefen Rosatönen, und das Dünengras leuchtet um diese Zeit golden-grün. Beim ehemaligen Hotel Kronprinz ist ein Strandaufgang mit einer langen Holztreppe, die bis auf den Sand führt. Wir bleiben erst einmal oben stehen und lassen den Ausblick auf uns wirken. In endlos wirkender Weite ergießt sich die Nordsee vor uns. Heute ganz ruhig und mit kaum gekräuselter Wasseroberfläche. Jede Menge blauer, roter und vereinzelt auch gelber Strandkörbe stehen in hübschem Durcheinander am Fuße der Dünen. Der fast weiße Sandstrand zieht sich weit bis zum Wasserrand. Möwen fliegen kreischend umher.
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Auszug aus dem 6. Kapitel:

"Da gibt's ne App für"

Bei unserer speziellen Mandantin hingegen ist keine Kritik schon ein absolut fettes Lob. Dass ich mit meiner Einschätzung goldrichtig liege, zeigt mir der nächste Satz von Madame:
»Ich rufe Sie heute direkt an, denn ich denke, dass Sie mir auch bei meinem neuen Anliegen weiterhelfen können.«
Wow! Wenn sie sich direkt an mich wendet und mich mit einem neuen Fall beauftragt, ist das quasi der Ritterschlag. Ich bin allerdings etwas auf der Hut, denn es ist ja immer irgendwie ein Spezialauftrag, bei dem man das Unmögliche möglich machen soll, am besten ohne Kosten. Mir fällt zum Beispiel die Sache mit ihren Anteilen an der Süd-West-Zucker- Genossenschaft ein, wo ich mich mit Zuckerrübenernten und den entsprechenden Erträgen befassen musste. Oder der Kirschtaschen-Fall letztes Jahr, bei dem sie Schadenersatz für ihre abgebrochene Zahnecke verlangt hatte. Und jetzt das mit Mathilda, der rabiaten Mopshündin. Bin gespannt, welche Herausforderung sie als nächstes für mich hat.
»Wie Sie wissen, besitze ich einige Reitpferde. Nun, als ich vorgestern am Stall war, ist mir aufgefallen, dass die Stute in der Box nebenan am linken Oberschenkel rasiert war. Es war richtig viel Fell weg. Und außerdem waren da so schwarze Linien auf der Haut des armen Tieres. Ich war natürlich sofort besorgt und rief die Besitzerin an. Und wissen Sie, was die mir gesagt hat?« Frau von Koberstein-Wels klingt inzwischen richtiggehend empört.
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